Vorträge by Christian Schmidt-Wellenburg

Tertium non datur? Struktur und Dynamik des Feldes der deutschen Soziologie
Dieser Beitrag eines Autor*innenkollektivs von 29 Soziolog*innen stellt ein laufendes Forschungsp... more Dieser Beitrag eines Autor*innenkollektivs von 29 Soziolog*innen stellt ein laufendes Forschungsprojekt vor, das die strukturelle und kulturelle Dynamik der deutschen Soziologie unter feldtheoretischen Gesichtspunkten analysiert. Ausgangspunkt unserer Analyse sind die jüngeren institutionellen Rekonfigurationen unserer Disziplin. Wir deuten diese als eine Manifestation von Gegensätzen und Heterogenitäten, die der Soziologie seit ihrer Gründung eingeschrieben sind und beispielsweise als „Werturteilsstreit“ oder „Positivismusstreit“ ihre Identität prägten. Aus der feldtheoretischen Perspektive Bourdieus erschien die deutsche Soziologie als von besonderen Spannungen strukturiert: so vor allem zwischen europäischen Philosophietraditionen eng verbundenen Theoretiker*innen und an der amerikanischen, quantitativen Sozialforschung orientierten empirischen Soziolog*innen. In jüngster Zeit haben sich diese Differenzen in der Diskussion um die Internationalisierung der deutschen Soziologie, in der Debatte über die Durchsetzung von Zeitschriftenartikeln als dominanter Form der Fachpublikationen und einmal mehr in der Frage der politischen Haltung niedergeschlagen. Zuletzt haben diese das Feld der deutschen Soziologie immer schon strukturierenden Dichotomien mit der Gründung der „Akademie für Soziologie“ eine neue institutionelle Form angenommen. Mit Hilfe geometrischer Datenanalysen stellen wir eine empirische (Re-)Konstruktion des deutschen Feldes der Soziologie vor und liefern eine objektivierende Grundlage für eine Reflexion der gegenwärtigen Situation des Faches sowie für eine qualitative Rekonstruktion wissenschaftlicher Strategien. Auf diese Weise werden die Konflikte zwischen nationalen und globalisierten Publikationsstrategien, empirischen und theoretischen Traditionen, normativen und werturteilsfreien Positionen oder quantitativer und qualitativer Forschung, die vielfältig mit Kämpfen um materielle, institutionelle und symbolische Ressourcen wie Forschungsförderung, Positionen und öffentliche Anerkennung verwoben sind, in ihrem relationalen Zusammenhang rekonstruiert. Der Beitrag illustriert so das Potenzial alternativer soziologischer Paradigmen (so etwa: moderner, relationaler Ansätze wie Feldtheorie, Netzwerktheorie oder Diskursanalyse) für eine konstruktive Überwindung altbekannter Dichotomisierungen.
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