Bereits bei der ersten gezielten Ausgrabung im Salzbergwerk Hallstatt im Jahre 1846 fiel die hervorragende Erhaltung der gefundenen prähistorischen Gegenstände aus organischem Material auf. Die Untersuchungen der Prähistorischen Abteilung...
moreBereits bei der ersten gezielten Ausgrabung im Salzbergwerk Hallstatt im Jahre 1846 fiel die hervorragende Erhaltung der gefundenen prähistorischen Gegenstände aus organischem Material auf. Die Untersuchungen der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums seit 1960 brachten hunderte Pickelstiele, etliche Schuhe, Kappen und Tragsäcke und hunderte Textilfragmente, Schnüre und Seile aus Bast, Holzgefäße und Leuchtspäne, menschliche Exkremente, abgebrochene Pickelspitzen, ungewöhnliche Schweineknochenensembles und vieles mehr ans Tageslicht. Der Großteil der Funde und Befunde aus dem Salzbergwerk Hallstatt hat nur in dieser Umgebung die Jahrtausende überdauert. Es existieren zu vielen Stücken keine Vergleiche von anderen Ausgrabungen und entsprechend schwierig gestaltet sich die Modellbildung zu Funktion und Gebrauch derselben. Um diesem unbefriedigenden Umstand zu begegnen, wählte Fritz Eckart Barth bereits in den 60er Jahren die Methode der Experimentellen Archäologie. Den ersten Abbauversuchen mit nachgebautem Gezähe folgten Schnittmuster für Schuhe, Ziegensacknachbildungen, die Rekonstruktion der Ernährung der Hallstätter Bergleute und Untersuchungen zur bronzezeitlichen Schinkenproduktion. Die Bandbreite der Versuche und Experimente wurde ständig erweitert und findet heute durch das Vorhandensein zweier
Werkstätten im Grabungsquartier von Hallstatt geeignete Voraussetzungen. Zusätzlich werden die nachgebauten Werkzeuge auch im Rahmen von Öffentlichkeitsveranstaltungen eingesetzt.
Bewetterung: Ein wichtiges Thema für die Forschung in Hallstatt ist die Frischluftzufuhr im Bergwerk. Die sogenannte Bewetterung kann bis jetzt noch nicht geklärt werden, vor allem auch da noch keine ausreichenden Informationen zu den Ausmaßen der Abbauräume und Schächte vorliegen. Mittels eines Modelles des bronzezeitlichen Bergwerkes sollte jene Frage genauer geklärt werden.
Haspeln und Fördern: Die Art und Weise des Transports, durch die großen Schächte im bronzezeitlichen Bergbau, ist uns in Hallstatt bisher leider nicht bekannt. Der Fund eines 4 cm dicken Lindenbastseiles im
Christian von Tuschwerk mit einer Bruchlast von über einer Tonne ist bisher der einzig gesicherte Nachweis dafür. Die Haspel aus dem bronzezeitlichen Kupferbergwerk am Mitterberg, Salzburg, legt nahe dass
möglicherweise diese Technologie auch in Hallstatt eingesetzt wurde. Durch mehrere Experimente mit einer rekonstruierten Haspel wurden erste Erfahrungen gesammelt. Typologisierung und Quantifizierung von Abbrennspuren bronze- und hallstattzeitlicher Leuchtspäne: Bereits
im Neolithikum wurden Leuchtspäne zur Beleuchtung eingesetzt. Leucht- bzw. Kienspäne sind dünne radial gespaltene Hölzer, die in der Regel aus Kiefer hergestellt wurden. In Hallstatt herrscht jedoch eine konträre
Situation: Im Heidengebirge, dem urgeschichtlichen Betriebsabfall, finden sich Leuchtspäne, die zum Großteil aus dem nur schlecht brennbaren Holz der Weißtanne bestehen. Noch dazu findet man diese Leuchtspäne immer nur einzeln und nie im Bündel abgebrannt. Eine Methode, um auf die Frage nach der korrekten Handhabung nachzugehen, ist ein Blick auf die vorhandenen Abbrennspuren zu werfen, um so Einsicht auf die Benützung zu bekommen.
Brandversuche Leuchtspäne – Lösungsansatz Ankohlverfahren: Da Tanne so gut wie kein Harz enthält, ist die Brennbarkeit von unbehandelten Leuchtspänen schlecht. Trotzdem bestehen ca. 95% der Originale aus
Tanne. Es wurden Tests mittels Gaschromatographen und diversen archäologischen Experimenten durchgeführt, diese hatten den Zweck etwaig aufgetragene Substanzen (Fette, Harz, Öl usw.) nachzuweisen. Es waren aber keine Rückstände auf den Spänen feststellbar. Durch einen Zufall habe ich bemerkt, dass angekohlte Späne eine bessere und stabilere Brennbarkeit als nicht angekohlte aufwiesen. Ich führte mehrere Messungen an diversen Leuchtspanformen durch und präsentiere hier in meinem Vortrag erste Ergebnisse.
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(unveröffentlicht).
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