Papers by Siegfried Weichlein
2.2. Die Kontinuität im Wandel: Lebenswelt und regionale Kultur
Zwischen Repräsentation und Regulierung: Körper als Aushandlungsorte für Weltanschauungen
Der schwarze Körper als Missionsgebiet, 2015
Jahrgang in der Regel jeweils 33 Bogen. Manuskriptsendungen nur nach vorheriger Vereinbarung mit ... more Jahrgang in der Regel jeweils 33 Bogen. Manuskriptsendungen nur nach vorheriger Vereinbarung mit den Herausgebern.
Quelle der Legitimation zur Macht im Bund sind die Länder Auftaktveranstaltung der Veranstaltungsreihe Länder machen Staat
"Länder machen Staat" - Ein Plädoyer für den deutschen Föderalismus, 2013
4.1. Das liberale politische Sozialmilieu bis zum Beginn der Weimarer Republik

Die konfessionspolitische Konstruktion des Bonifatius im 19. Jahrhundert Einleit~ng Schon Franz S... more Die konfessionspolitische Konstruktion des Bonifatius im 19. Jahrhundert Einleit~ng Schon Franz Schnabellenkte im vierten Band seiner »Deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert« die Aufmerksamkeit auf die Verdichtung der »religiösen Kräfte« nach der Französischen Revolution. Dennoph hat dieses Phänomen erst jüngst seine gebührende historiü'graphische Beachtung erfahren. Dieser zur Säkularisierung gegenläufige Vorgang kann für den Katholizismus je nach seinem Bezugspunkt unterschiedlich beschrieben werden. Bisher wurde der katholische Aufschwung überwiegend als eine Selbstbehauptung, wenn nicht gar Machtsteigerung der römischen Papstkirche gegenüber dem säkularen Staat aufgefaßt, was schließlich in die Gründung einer katholischen Partei im ersten deutschen Nationalstaat mündete. 1 In jüngster Zeit mehren sich Untersuchungen, die den katholischen Aufschwung unter binnenkirchlicher Perspektive als innere Mobilisierungsstrategie der Ultramontanen deuten. 2 Tatsächlich ging dieser Vorgang der inneren Mobilisierung spätestens ab dem Kölner Kirchenstreit 1837 mit einer scharfen Abgrenzung nach außen einher. Der katholische Aufschwung zeichnete sich je länger je mehr durch eine ausgesprochen polemische Akzentuierung konfessioneller Identität aus. Mit Blick auf ~ie frühneuzeitliche Konfessionalisierung stellen sich daher Zweifel. an der verbreiteten Bezeichnung dieses Phänomens als >>kathohsche Erneue:ung<< ein. Tatsächlich überwog der Rückbezug auf c;;n~ndanhegen der Gegenreformation, wofür neben a~deren ~e1sp1elen die Durchsetzung des tridentinischen Aus-blldungs1deals für Priester erst im 19. Jahrhundert spricht.3 A_~f de~ Höhe~unkt des Kulturkampfes, am 11. Juni 1874, erkl~rte d1e kathobsehe Ritenkongregation in Rom das Fest des englischen Benediktinermönches Winfrid-Bonifatius (672/75 _ 7~4) z~m. feste~ Bestandteil des Festkalenders der gesamten ~1rche. B1s dahm war das Fest des Bonifatius ein Partikularfest e~z.~lner Nat~on~lkirch~~, vor allem der deutschen gewesen. D1e altere Bomfatmstrad1hon war im 19. Jahrhundert wiederbelebt und gle.ichzeitig gründlich uminterpretiert worden. Sie wurde zu ~.mem prominenten frömmigkeitsgeschichtlichen Ausdruck ~~r das schroff antimoderne Sendungsbewußtsein des Kathohz1smus. Daß Bonifatius ausgerechnet auf dem Hö-h~pun~t des Kulturkampfes verbindlich ins kollektive Gedachtms ~er.katholischen Gesamtkirche aufgenommen wurde, mußte Wie eme Kampfansage an die nichtkatholische Umwelt vers:anden ':erden. So war es auch gemeint. . D1e Entw~cklung der Bonifatiustradition und ihrer Devo-hon~for~~n 1m 19. Jahrhundert belegt exemplarisch die Rekonfesswnahsierung des deutschen Katholizismus während d 1_9. J~hrhunderts. 5 Die Prominenz dieser Tradition und Dev~~ hon 1st noch heute mit einem Blick auf die Architektur und die 3
Der schwarze Körper als Missionsgebiet 1880–1960
Representation and recoding

Schon unter den Zeitgenossen wurde unter dem Schlagwort vom »Stimm- vieh<< ein Zusammenhang zwisc... more Schon unter den Zeitgenossen wurde unter dem Schlagwort vom »Stimm- vieh<< ein Zusammenhang zwischen Wahlkimpfen, Wahlsystem und Sozial- milieu im Deutschen Kaiserreich hergestellt. Der mit solchen und éihnlichen Formulierungen immer wieder geiuferte Verdacht letztlich unfreier und nicht geheimer Wahlen konnte zu seiner Begriindung auf die rechtliche Ver- ankerung allgemeiner, gleicher, freier und geheeimer Wahlen seit 1867 hinweisen. Er bezog sich damit auf einen fiir europblische Verhiiltnisse fr1'ihzei- tigen Demokratisierungsschub, der mit einem Schlag alle ber 25jihrigen Miinner in ihrer politischen Stimmabgabe egalisierte, indcm er die politische Partizipation nicht mehr an Besitz-und Bilclungskriterien band. Die Rede vom »Stimmvieh<< denunzierte die nur eingeschrinkt freie Se1bstbestim- mung der Wéihlerschaft ber ihre Wahlpriiferenz im Kaiserreich und der Weimarer Republik. In polemisch-aufkliirerischer Absicht gebraucht blieb diese»Paro1e doch zumeist folgenlos. Bezeichnenderweise wurde der V0r- wurf der Wahlbeeinflussung weniger als Angriff auf die geltende Wah1pra- xis, sondern vielmehr als eine eigene und neue Weltanschauung verstanden und daher als konkurrierende politische Grée start als wahlkultureller Ordnungsruf an alle Gesinnungsgruppen wahrgenommen. Der Zusammenhang von weltanschaulicher Wahlbeeinflussung und sozialer Kontrolle cler Stimmabgabe darf als gesichert gelten. Dabei mu unterschieden werden zwischen einer Wahlbeeinflussung »von oben<< durch staatliche Behérden und der Beeinflussung durch die Parteien und weltanschaulichen Gruppen selbst, also quasi »von unten<<. Unterstiitzten etwa die koniglich-preullischen Lanclréite vor Ort regierungsnalié Kandidaten mit verzerrter asymmetrischer Kommunikation im Vorfeld politischer Wahlen allen ilinen zu Gebote stehenden aclministrativen Mitteln', so éiuerte sich . Weidlich aus; In den Women deg Moselwinzers. »Ist man anderer politischer (116 Wahlbeeinflussung W011 unt@n" in einer Vielzahl Von Mech §nl5me_n Meinung als diese, so ist man kein katholischer Mann mehr. Der sehr beliebsozialer Kontrolle und politischer lndoktrination. 1909 etwa meinte ein te und besonders betome Ausdmck katholischer Manly kommt €ben nur Moselwinz lib" die g5ngig@ Praxis def Stimmabgabe um" den KathOli' dem Zentrumsmann zu. Bei der letzten Reichstagswahl rief mir sogar ein Kirl kn im Trier" Land? "In den katholische" Moselorten kenm man es angst chenvorstandsmitglied und eifriger Zentrumsmann ber den Wirtstisch zu: ni¢ht and-e1'5» 31$ dag def Herr» Wle man den Geistlichen im on lqenntj dig >]a, du hast auch schon keinen Glauben meh1'!< Bei diesen Leuten gilt eben Politik macht.<<2 Diese politische Kompetenz fhrte soweit, dafi die Geistli- die Zugehérigkeit Zum Zemmm als G1aubensSaChe'<(4 ' Chen nlcht "Ur die 5@immabgab¢ b@@inu8ten> Sondem auch Politisch Die Definitionsmacht der katholisclien Geistliclien bediente sich cler Andersdenkende zur Rede stellten. Kriterium fiir politische Stimmabgabe katholischen Presse, im Trierer Land def Sogenanmen »DaSbaChpresse<( deg war die Katholizitéit einer Partei. Nur eine katholische Partei mit kath0li- Prekaplans Georg Frkdrich Dasbach, d_ h_ def »KathOliSChen VO1kSZei_ schen Kandidaten konnte somit von Katholiken gewahlt Werden. Dem rung", Spit" def »Trierischen Landeszeitung", »in def der Gedanke) dag katholischen Wéhler Wurde damit ein verbindlicher Mastab fiir seine , Zugehérigkeit Zum Zemmm und katholischer Glaube dasselbe sei immer $Iimmabgab@ Von A1186" Zugemuteh Die Wahlentsdleidung some entgegen wach gehalten<<5 wurcle. Neben der sozialen Kontrolle und Definitionsmacht den Besrimmungen Z111' freien Stlmmabgabe Von def lndividuenen Ebene beeintréichtigten Walilpraktische Bedingungen die freie Stimmabgabe: »Am abgelogen Werden und mit def G1'uPPenZuge89rigkeit> d-h' im Pane der Wahltisch sitzt cler Ortsgeistliche oder cler Kirchenrechner als Scliriftftihrer Katholiken def Kirchenluhérigkeit Verknpft Werden" .. und die aufgestellten Wahlméinner sind entweder die Geistlichen oder die Nicht 1111" C1915 Krimrium fur die Stimm9~bgab€> Sondem auch Seine Ube" Kircl'ienschoffen.<<" Den so gebildeten Kreislauf aus Konfession, Alltagskul- '
George Steinmetz (ed.): State/Culture. State-Formation after the Cultural Turn
Politische Vierteljahresschrift, Sep 1, 2000
Was in den Sozialwissenschaften gemeinhin „cultural turn “genannt wird, eröffnete nicht nur neue ... more Was in den Sozialwissenschaften gemeinhin „cultural turn “genannt wird, eröffnete nicht nur neue Untersuchungsfelder der symbolischen Repräsentation, es wirkte auch als Methode auf klassische Untersuchungsgegenstände zurück. George Steinmetz, ...

§3 Föderalismus und Bundesstaat zwischen dem Alten Reich und der Bundesrepublik Deutschland
Der Foderalismus ist eine Form der Konfliktbearbeitung. Er bearbeitet und befriedet gesellschaftl... more Der Foderalismus ist eine Form der Konfliktbearbeitung. Er bearbeitet und befriedet gesellschaftliche und politische Gegensatze. Das gilt nicht nur fur Deutschland. Ob Bayern zur deutschen Gesellschaft zahlte oder Katalonien zur spanischen, wurde auch dadurch entschieden, ob und wie regionale, ethnische oder religiose Konflikte bundesstaatlich beantwortet wurden. Die Foderalismusforschung kennt zwei Traditionen der Begriffsbildung. Der erste Zugang sucht den Foderalismus in Verfassungen und staatlichen Institutionen. Dieser Ansatz dominiert in der Verfassungsgeschichte und der vergleichenden Regierungslehre. Ihr Interesse gilt den staatlichen Institutionen, ihrer Systemlogik und der Organisation der Staatsgewalt. Foderalismus ist so gesehen die Fahigkeit, Entscheidungen auf mehreren Ebenen treffen zu konnen. Foderale Systeme werden zu Mehrebenensystemen. Dies setzt die relative Autonomie der Gliedstaaten und ihre Reprasentation im Gesamtstaat voraus. Dem steht ein Ansatz gegenuber, der den Foderalismus als dynamische Reaktion auf Konflikte in der Gesellschaft liest. Foderalismus ist aus dieser Perspektive eine „lebende Verfassung“, weniger eine Ordnung von Institutionen. In diesem „soziologischen Foderalismus“ schlagen sich die Problemlagen der Gesellschaft nieder. „The essence of federalism lies not in the constitutional or institutional structure, but in the society itself“. Eine vermittelnde Position zwischen beiden Ansatzen bezog Arthur Benz. Foderalismus ist fur ihn dynamisch, indem er die gesellschaftlichen Problemlagen aufnimmt und dafur Losungen auf der staatlichen Institutionenebene sucht. Der Foderalismus hat Voraussetzungen in der Kultur und der Gesellschaft, in ihren Weltbildern und Konflikten. Er institutionalisiert Konflikte und macht sie so bearbeitbar.
Föderalismus und Demokratie in der Bundesrepublik
Springer eBooks, 2020
Bibliografie 254 Seiten mit 8 Abb. Kart. €32,-[D], €32,90 [A], sFr 38,40 ISBN 978-3-17-022011-9
4.2. Die Erosion der liberalen Subkultur
4.4. Konservative Vereinskultur
Vandenhoeck & Ruprecht eBooks, May 13, 1996
4.3. Das konservative politische Sozialmilieu bis 1928

Oxford University Press eBooks, Sep 18, 2012
During the nineteenth century, this was particularly true for monarchs whose rule had always been... more During the nineteenth century, this was particularly true for monarchs whose rule had always been symbolically charged. The French king of the restoration, Charles X, had himself crowned like a medieval monarch in the Cathedral of Reims on 31 May 1825. This event was followed by a ceremony of healing the sick in the tradition of the 'rais thaumaturges,' with Charles X speaking the traditional formula used to eure those • suffering from scrofula: 'Le rai te tauche, Dieu te guerisse' ('the king touches you, may the Lord heal you'). 1 Charles X possessed, however, as much faith in modern science as in divine assistance, as three ofhis personal physicians were present at the ceremony to look after the siele. On 18 October 1861, King Wilhelm I of Prussia, who had a monarchic family history of a mere 160 years, similarly employed symbols to emphasize his royal status. On this day, Wilhelm was crowned ldng in Königsberg, even though he had already b~en the Prussian ldng for more than two years. He had begun his reign on 26 October 1858, after his brother had fallen ill. In Prussia, a ldngdom since 1701, coronation ceremonies had been uncommon until then. Instead, a ritual act of homage on the part of the estates was traditional. The lavish coronation of 1861, therefore, was an invented tradition introduced because the act of hmnage could no Iongerbe enforced in the constitutional state. The Revolutions of 1789 and of 1848 fundamentally changed the way in which symbo!s of rule were created, maldng a return to the status qua ante impossible. In this sense, the Revolution of 1848-1849 did not end in failure. If unable to create a German nation state, the revolution nevertheless made lasting changes to the political and symbolic landscape. One of the new political symbols was the ritual of the constitutional oath. King Friedrich Wilhelm IV swore an oath to the Prussian

German History, May 7, 2013
How are we to conceive of modern German history? For decades historians have addressed this quest... more How are we to conceive of modern German history? For decades historians have addressed this question through the 'vanishing point' (Helmut Walser Smith) of twentieth-century dictatorship, particularly the Nazi dictatorship and the Holocaust. Explicitly or implicitly, this approach has provided the most powerful master narrative in the historiography of modern Germany. It has had both advantages and disadvantages. It has made a coherent narrative of German history possible and allowed for the integration of political, cultural and economic data into an overall explanatory framework. It has been flexible enough to give room to quite different representations. 1 The flipside has been that, epistemologically, it ran contrary to historical understanding and hermeneutics. It has held that a latter event was able to provide the reason for a former event, whereas ontologically the former always explains the latter. The focus on the Third Reich and the Holocaust could thus be read in one of two ways: either as an epistemological lens, through which certain earlier events became more important than others, or-particularly within emotionally charged debates-as a result and consequence of modern German history, especially the long nineteenth century. Particularly in the Anglo-American historiographical community, critical observations were made early on. David Blackbourn and Geoff Eley replaced the idea of 'German exceptionalism' with 'the peculiarities of German history'. 2 German Alltagsgeschichte pointed to the 'Eigensinn' of historical actors rejecting the attempt to subsume different realities under one coherent and cogent master narrative. 3 William W. Hagen, modern European historian at the University of California, Davis, has now published a book on modern German history from the Reformation to Unification, spanning a total of around 500 years. He does not tell one story, but four: the four lives of the German nation. He distances himself from every kind of 'German exceptionalism' or long-term structural Sonderweg. He does not employ developmental models of any sort to integrate German history from 1500 to 2000. Instead
Politische Vierteljahresschrift, Mar 1, 2007
Nationalbewegungen und Nationalismus in Europa
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