In der deutschsprachigen Forschungslandschaft bildet sich derzeit eine kulturwissenschaftliche Pf... more In der deutschsprachigen Forschungslandschaft bildet sich derzeit eine kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung (Plant Studies) heraus, die auf den neueren Untersuchungen der Botanik und Philosophie zu Pflanzen fußt und die theoretischen Grundlagen mit denen des Ecocriticism und der Animal Studies teilt. Zentrale Strömungen und aktuelle Tendenzen werden ebenso vorgestellt, wie auch der aktuelle Forschungsstand mit dem Fokus auf der kulturwissenschaftlichen Germanistik.
Große und kleine Kinder in der Natur. Das triadische Geschichtsmodell von Novalis in E.T.A Hoffma... more Große und kleine Kinder in der Natur. Das triadische Geschichtsmodell von Novalis in E.T.A Hoffmanns Das fremde Kind Das fremde Kind von E.T.A. Hoffmann wirkt zunächst recht einfach strukturiert. Zwei miteinander verwandte Familien mit jeweils zwei Kindern stehen in einem Konflikt miteinander, der sich zunehmend als ein Streit zwischen zwei Mächten in der fantastischen Welt erweist. Die Struktur ist streng dualistisch, Gut und Böse stehen einander gegenüber, wobei das Erleben der beiden Landadelskinder Felix und Christlieb im Mittelpunkt steht, die sich mit dem titelgebenden fremden Kind aus der Anderswelt anfreunden. Allein diese kurz skizzierte Handlungsstruktur dürfte genügen, um es als evident erscheinen zu lassen, dass Das fremde Kind bis heute als ein, wenn nicht der Schlüsseltext der fantastischen Kinder-und Jugendliteratur (KJL) gilt. 1 Eine ganze Reihe berühmter und klassischer Werke der KJL folgt genau diesem bis heute reaktualisierten Zwei-Welten-Modell, bei dem ein Konflikt in der fantastischen Welt Auswirkungen auf die reale Welt hat und die kindlichen Protagonisten in diese Auseinandersetzungen hineingezogen werden-zu denken ist etwa an Michael Endes Unendliche Geschichte, J. K. Rowlings Harry Potter und Cornelia Funkes Tintenherz. 2 Und doch lassen sich Zweifel an dieser bis heute dominanten Rezeptionsweise des Texts formulieren. Zugegeben: Das fremde Kind erschien zuerst im zweiten Band der Kindermärchen (1817), 3 die E.T.A. Hoffmann gemeinsam mit C.W. Contessa [i.e. Karl Wilhelm Salice-Contessa] und Friedrich de la Motte-Fouqué herausgegeben hat. Das macht die Zuordnung zur KJL plausibel. Doch veröffentlichte Hoffmann den Text nur zwei Jahre später erneut im zweiten Band seiner Serapions-Brüder (1819), 4 bei dem Cyprian, einer der Die Vortragsfassung wurde im Forschungskolloquium von Alexander Košenina (Hannover) am 16.11.2021 diskutiert. Dem Einladenden, allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen sowie den Studierenden sei herzlich für die rege Diskussion gedankt. Ebenso herzlich danke ich Alexandra Tischel (Stuttgart) für die umsichtige Durchsicht des Textes.
Jahrbuch für Internationale Germanistik – Beihefte: Wege der Germanistik in transkultureller Perspektive. Akten des XIV. Kongresses der Internationalen Vereinigung für Germanistik (IVG), 2022
Als einer der wenigen Texte der deutschsprachigen Literatur handelt Theodor Storms "Die Regentrud... more Als einer der wenigen Texte der deutschsprachigen Literatur handelt Theodor Storms "Die Regentrude" von einer Dürre und den damit verbundenen Ressourcenkonflikten. Aus gattungspoetologischer Perspektive wird analysiert, welche märchenhafte und zugleich dramatisch-novellistisch zugespitzte Lösung der Text für diese Konfliktlage anbietet. Das marginalisierte Wissen über das Wirken mythischer Naturwesen wird kurz vor dem Vergessen wieder ins Gedächtnis gerufen und in den Erinnerungsdiskurs reintegriert. Die märchentypische Bestrafung von Habgier und Kaltherzigkeit unterbleibt zugunsten der Vorstellung eines Gemeinschafts- und Gleichgewichtsgedankens, der zwar von der gerahmten Erzählkonstruktion her in die Vergangenheit verlegt ist, der aber dennoch die Frage nach der Relevanz für die Zukunft aufwirft.
Adel im Vormärz. Begegnungen mit einer umstrittenen Sozialformation, 2023
Die Zeit des Vormärz ist von grundlegenden Veränderungen auch und besonders für den Adel geprägt.... more Die Zeit des Vormärz ist von grundlegenden Veränderungen auch und besonders für den Adel geprägt. Dieser befand sich zwar noch an der Macht – das monarchische Prinzip war allgegenwärtig –, doch wurde der Ruf nach politischer Teilhabe nicht-adliger Bevölkerungsteile zunehmend lauter. Gleichwohl konnte der Adel auch nach 1848 seine soziale Vorrangstellung und seinen politischen Einfluss geltend machen. Der interdisziplinär angelegte Band Adel im Vormärz beschreibt und analysiert die Ausprägungen des ‚Obenbleibens‘ der Sozialformation Adel und dessen Auseinandersetzung mit liberalen Ideen. Nicht nur im Bereich der sozialen und politischen Wandlungsprozesse, sondern insbesondere auch im Bereich der Literatur und Künste ist die Leistung unterschiedlicher Formen des Adels bislang unterschätzt. Zwölf Beiträge aus der Literatur- und Musikwissenschaft, den Geschichts- und Kulturwissenschaften und der Philosophie liefern neue Erkenntnisse über Formen adliger Selbstvergewisserung, adlige Salons sowie Adligkeit und Schreiben.
Politische Literatur. Begriffe – Debatten – Aktualität, 2018
Es gilt als eine der Grundmaximen der Literaturinterpretation, Textbeobachtungen aus möglichst ne... more Es gilt als eine der Grundmaximen der Literaturinterpretation, Textbeobachtungen aus möglichst neutraler und objektiver Beobachtungsposition heraus zu formulieren. Und doch ist der Blick gerade auch auf zentral kanonisierte Werke der deutschsprachigen Literatur, zumindest implizit, von Vorannahmen geleitet, die häufig im Bereich des Politischen liegen. Dies kann sich auf ganz unterschiedlichen Ebenen der Literaturbetrachtung niederschlagen: Erstens bei der Zuordnung eines Autors und seines Werks zu einer bestimmten politischen Richtung, zweitens bei der Gattungszuordnung z. B. eines Romans in Form einer Kategorisierung als Politischer Roman, Gesellschaftsroman oder Zeitroman, und drittens in Form einer tendenziösen Fokussierung auf keinesfalls zentrale Konflikte innerhalb des Werks und einer einseitigen Interpretation der Bildsprache. So zumindest lautet eines der Ergebnisse meiner Habilitationsschrift, die sich mit den Adelssemantiken in der Literatur des 19. Jahrhunderts beschäftigt. 1 Grundannahme der Studie ist es, dass es trotz der Rede von der Verbürgerlichung der Literatur im langen 19. Jahrhundert auffällig viele adlig geborene Autor/innen in der deutschsprachigen Literatur gibt. Um nur die bekanntesten zu nennen:
Ecological Thought in German Literature and Culture, 2017
When the Grimm Brothers began to take an interest in traditional fairy tales at the beginning of ... more When the Grimm Brothers began to take an interest in traditional fairy tales at the beginning of the nineteenth century, they did not focus on collecting and publishing genuinely "green" or "ecological" texts. However, they did make several modifications to the earlier versions which gave their Kinderund Hausmärchen (KHM; Children's and Household Fairy Tales) a unique style with a distinctive recognition value (cf.
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Papers by Urte Stobbe
Der interdisziplinär angelegte Band Adel im Vormärz beschreibt und analysiert die Ausprägungen des ‚Obenbleibens‘ der Sozialformation Adel und dessen Auseinandersetzung mit liberalen Ideen. Nicht nur im Bereich der sozialen und politischen Wandlungsprozesse, sondern insbesondere auch im Bereich der Literatur und Künste ist die Leistung unterschiedlicher Formen des Adels bislang unterschätzt. Zwölf Beiträge aus der Literatur- und Musikwissenschaft, den Geschichts- und Kulturwissenschaften und der Philosophie liefern neue Erkenntnisse über Formen adliger Selbstvergewisserung, adlige Salons sowie Adligkeit und Schreiben.