Natur Als Revolution
1994
https://doi.org/10.1007/978-3-476-03524-0…
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2007
Die gegenwärtigen Fortschritte der Wissenschaften, für die exemplarisch der erfolgreiche Abschluss des Humangenomprojekts steht, stellen die Frage nach dem Selbstverständnis des Menschen mit einer wohl selten zuvor erfahrenen Dramatik. Vielfältige neue Einsichten fordern beständig dazu auf, das Menschen-und Weltbild zu überdenken und nach der Einbindung des Menschen in den Zusammenhang der Natur zu fragen.
Biologie in unserer Zeit, 1996
The paper develops the thesis that the political sphere has deep egalitarian roots in the long history of segmentary differentiated hunter-gatherer societies. Their origin is not functional adaptation but culturally mediated cognitive and normative learning of social groups. Because of the deep rooted cultural memory of egalitarian life-forms, social self-understanding and habits, the two great transformations of egalitarian into hierarchical and later functionally differentiated societies had to reconstruct egalitarianism and integrate it as a normative constraint that contradicts the hierarchical, systemic and technocratic hegemony of complex societies. The thesis is that the contradiction between egalitarian emancipation and hierarchically and/ or functionally grounded repression explains the emergence of the constitutional formations of modern law.
2007
zum 50. Mal jährenden Todestags Wilhelm Reichs werden dessen Biographie und Werk in einer synoptischen Darstellung unter ausgewählten Gesichtspunkten gewürdigt. Reichs Lebensweg, der in der Bukowina der Habsburger Monarchie beginnt und über das Wien der Nachkriegszeit und das Berlin am Vorabend der nationalsozialistischen Machtergreifung ins Exil nach Skandinavien und schließlich in die Vereinigten Staaten führt, ist exemplarisch für das Schicksal der Angehörigen einer Generation, die in Folge des Ersten Weltkriegs mit der Tradition der Väter bricht und -unter Berufung auf Psychoanalyse und Marxismus -nach Freiheit in einer neuen Gesellschaft sucht. Den damit einhergehenden lebensgeschichtlichen Brüchen und den immer wieder neuen -persönlichen und (vereins-)politischen -Enttäuschungen widerspricht Wilhelm Reich in seinem Werk trotzig-utopisch -ein Widerspruch, der den Autor für die 68er-Generation attraktiv gemacht hat. Der vorliegende Text ist die überarbeitete Fassung eines Beitrags für das von Volkmar Sigusch und Günter Grau herausgegebene Personenlexikon der Sexualforschung, das demnächst im Campus Verlag, Frankfurt a. M./New York, erscheinen wird. Außerdem wird im Anhang hier erstmals ein Brief Wilhelm Reichs abgedruckt, der die Situation im skandinavischen Exil beleuchtet und Reichs Auseinandersetzung mit der "Weltliga für Sexualreform" verdeutlicht. Schlüsselwörter: Biographie und Werk von Wilhelm Reich; Geschichte der Psychoanalyse; Geschichte der Sexualwissenschaft; Emigration während des Nationalsozialismus; Sexpol-Bewegung; Weltliga für Sexualreform; 68er-Bewegung Vorbemerkung Reich hat durch Arbeiten zur Triebtheorie, Widerstands-und Charakteranalyse in den 1920er Jahren großen Einfluß auf die Nachkriegsgeneration der Psychoanalytiker ausgeübt. Ab Ende der 1920er Jahre gehörte er dem Kreis der Linksfreudianer an, die Freud (Psychologie) und Marx (Soziologie) zu verbinden suchten. Mit seinem in den 1960er Jahren auf deutsch neu aufgelegten Buch Die sexuelle Revolution. Zur charakterlichen Selbststeuerung des Menschen (1966) wurde er posthum auch noch zum Stichwortgeber der 68er-Bewegung: Dieser Buchtitel verdeckt und enthüllt zugleich die Wirrungen und Irrungen des Lebenswegs und des Schaffenskreises seines Autors. Es handelt sich dabei um die Übernahme eines Titels, der bereits 1945 in englischer Sprache erschienen ist: The Sexual Revolution: Toward a Self-Governing Character Structure. Reich wollte dieses Werk als 3. Auflage des Buches Die Sexualität im Kulturkampf. Zur sozialistischen Umstrukturierung des Menschen verstanden wissen, das er 1936 -damals lebte er im Exil in Norwegen-im Sexpol-Verlag publiziert hatte. Reich wollte inhaltlich daran anknüpfen, obwohl er seine politischen Positionen inzwischen weitgehend revidiert hatte. Also schrieb er im Vorwort der Ausgabe von 1945 (das hier nach der deutschen Übersetzung von 1966 zitiert wird): "Die vorliegende III. Auflage meines Buches Die Sexualität im Kulturkampf (1. Aufl. 1930, 2., erweiterte Aufl. 1936) erscheint […] zum ersten Male in englischer Sprache. Sie enthält keinerlei Änderungen in den sachlichen Ausführungen. Dagegen mußten an der Terminologie viele Änderungen vorgenommen werden" (Reich 1966: 11). Tatsächlich ist die von Reich so genannte Erstauflage nicht unter dem von ihm genanten, vielmehr unter dem Titel Geschlechtsreife, Enthaltsamkeit, Ehemoral. Kritik der bürgerlichen Sexualreform (1930) erschienen. Die Linie, die von dieser frühen Schrift (1930) über die so genannte zweite (1936) und dritte Auflage (1945) bis zur deutschen Übersetzung (1966) reicht, macht exemplarisch zweierlei deutlich:
NaturKultur, Steidl Verlag R. Grätz, M. Weißpflug (Hg.), 2021
Als unveräußerliches und einklagbares Grundrecht will eine neue Um- weltbewegung die Rechte der Natur weltweit in den Verfassungen ver- ankern.
Die Natur ist für mich immer ein lebendiger Organismus, kein Mechanismus. Alles, was die moderne Physik, die Naturwissenschaft von der Natur sagt, ist meist rein mechanisch.
2016
Kinder brauchen die Natur, um in Kontakt mit sich selbst zu kommen. Wenn Sie ein Kind in der Natur erleben, spuren sie genau das: Das Kind ist bei sich angekommen, ist in eine Tatigkeit vertieft oder in eine Beobachtung versunken, ist konzentriert, ruft nicht nach Hilfe oder Anleitung, tobt nicht, macht nicht das Affchen, sondern schaut, probiert, konstruiert – es spielt (s. Abb. 11.2). Keine Konkurrenz entsteht unter den Kindern, kein Gezanke und Geplarre. Blos ein Bach, ein bisschen Matsch und ausreichend Zeit ist notig. Das Kind erprobt in kleinen Schritten, was es sich zutrauen kann: ins tiefe, kalte Wasser gehen, barfus, ohne zu wissen, worauf man tritt. Uber den Bach springen, auf dem Stamm daruber balancieren, vom Felsen ins Wasser springen, den Molch in die Hand nehmen oder den Krebs. Auf Felsen klettern oder auf Baumen. Baumhauser bauen, Unterstande oder Hohlen. Aber nur, wenn da nicht wieder ein Padagoge dabei steht, der wohlmeinende Ratschlage gibt, auf Naturphanomene hin...
Schloßberger, Matthias (2021), Die Wirklichkeit der Natur - Versuch über die Möglichkeit, die Entfremdung von der Natur zu überwinden, S. 47-60, 2021
Versuch über die Möglichkeit, die Entfremdung von der Natur zu überwinden Wir erleben gegenwärtig in der Philosophie und anderen Kulturwissenschaften eine Konjunktur von realistischen Positionen. Nicht alle firmieren unter dem Etikett Realismus, und mit den Strömungen, die seit ein paar Jahren unter den Schlagworten "Neuer Realismus" oder "Spekulativer Realismus" auftreten, sind durchaus sehr unterschiedliche Projekte angezeigt. Das ist nichts Neues. Schon immer sind mit den unterschiedlichen Gegenüberstellungen von Realismus auf der einen und Idealismus, Antirealismus und Konstruktivismus auf der anderen Seite ganz unterschiedliche Probleme angesprochen gewesen. Die Problemlagen haben sich jedoch verschoben. Zwar gibt es in der analytischen Philosophie immer noch Diskussionen darüber, was für die mögliche Bewusstseinsunabhängigkeit der Welt spricht und wie sie zu begründen ist, aber die Rede von einem "mentalen Zugang zur Welt" mutet zunehmend antiquiert an. Das Thema der Gegenwart sind die antirealistischen Konsequenzen von Positionen, für die alles Interpretation oder kulturelle Konstruktion ist. Für viele Philosophinnen und Philosophen ist das Problem lange Zeit v. a. ein rein erkenntnistheoretisches gewesen. In den letzten Jahren scheint eine Problemverlagerung stattzufinden: Der Antirealismus wird zunehmend (auch) als ein lebensweltliches Problem wahrgenommen. Diese Diagnose artikuliert sich in unterschiedlichen Begriffen. Interessanterweise hat man dort, wo sich ein größeres Publikum findet als in der Philosophie, offensichtlich Schwierigkeiten mit den Begriffen Realismus und Wirklichkeit und bedient sich eines anderen Vokabulars. Die Diagnosen aber sind ähnlich. Dem Literaturwissenschaftler Hans-Ulrich Gumbrecht mangelt es an Präsenz, dem Soziologen Hartmut Rosa an Resonanz, dem Psychiater und Philosophen Thomas Fuchs an Partizipation (Gumbrecht 2004, Rosa 2016, Fuchs 2002). Das lebensweltliche Problem lässt sich in etwa so beschreiben: Wenn es Menschen in ihrer alltäglichen Erfahrung an als direkt und unmittelbar erlebten Kontakten mit der Welt fehlt, dann stellen sich Entfremdungssymptome ein, die sich als ein Leiden am Fehlen von Begegnungen beschreiben lassen: Begegnungen mit der Welt überhaupt, mit den Anderen, mit der Natur etc. Worin diese Entfremdung gründet, will ich im Folgenden an einem Beispiel, nämlich an der Entfremdung von der Natur erläutern: Wenn die lebendige Natur nicht den Charakter von etwas objektiv Gegebenem hat, weil man davon überzeugt ist, dass alle Vorstellungen der Natur sozial und historisch konstruiert sind, dann prägt diese Ontologie das Verhältnis zur Natur. Wenn alle Erfahrung in der Natur von einem tief verankerten Bewusstsein begleitet wird, dass alles, was man in der Natur erfährt, nur Projektion oder Interpretation ist, dann nimmt man die Natur am Ende auch so wahr:
Hermeneutische Blätter 2019/1

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