Dazwischen« und dem Reservat des »Schreibens zwischen zwei Welten und zwei Sprachen« befreit werden, wodurch es wiederum möglich wird, Abschied von einer an der Herkunft orientierten Identitätspolitik zu nehmen. Die experimentelle...
moreDazwischen« und dem Reservat des »Schreibens zwischen zwei Welten und zwei Sprachen« befreit werden, wodurch es wiederum möglich wird, Abschied von einer an der Herkunft orientierten Identitätspolitik zu nehmen. Die experimentelle Literatur der drei Autorinnen in die Tradition der Europäischen Moderne und besonders in den Kontext des Surrealismus zu stellen, ermöglicht es, sie als »Orte des Umdenkens«, wie Leslie A. Adelson es genannt hat, neu zu deuten. 6 Beim genaueren Lesen zeigen sich erstaunlich viele surrealistische Anklänge in den Texten von Herta Müller, Yoko Tawada und Emine Sevgi Özdamar. Der explizit antinationale Charakter der Texte, ein scheinbar autobiografischer Ich-Erzähler, der sich oft in einem traumähnlichen Zustand befindet, die bewusst eingesetzte Erzählperspektive des Kindes und der dazugehörige erstaunte Blick, das Montageverfahren, das Betonen der Materialität der Sprache, eine Sprachskepsis und eine erhöhte Sprachsensibilität: All diese poetischen Verfahren und literarischen Charakteristika finden sich schon in der Moderne und zwar besonders in der Theorie und Praxis des Surrealismus. Tawada, Özdamar und Müller pflegen dabei ein strategisches Verhältnis zum Surrealismus: Sie identifizieren sich nicht mit der historischen Bewegung, sondern ignorieren oder ändern viele der grundlegenden Annahmen und Strategien der alten Avantgarde. Sie lassen sich, anders ausgedrückt, vom Surrealismus inspirieren und setzen bestimmte surrealistische Verfahren als Möglichkeit des ästhetischen und kulturellen Widerstands ein.