Nahezu ständig klingelt das Telefon. Da wollen die Bild-Zeitung, der Stern oder irgendein Fernseh... more Nahezu ständig klingelt das Telefon. Da wollen die Bild-Zeitung, der Stern oder irgendein Fernsehsender von uns wissen:
Bildung, dieser Begriff erfährt momentan eine nicht geahnte Renaissance. Bildung kann mit Fug und... more Bildung, dieser Begriff erfährt momentan eine nicht geahnte Renaissance. Bildung kann mit Fug und Recht als eines der "heißesten" Themen des gesellschaftlichen Diskurses angesehen werden. Schlägt man die Tageszeitung auf, so stoßen wir allerorts auf unterschiedlichste Facetten dieses Begriffes und es scheint jedennann und -frau klar zu sein, worüber gesprochen wird. Bei näherem Hinschauen jedoch zeigt sich wie schillernd, wie vielschichtig dieser Terminus sich darstellt.
Pierre wurde 1953 geboren, als "Produkt eines Betriebsfestes", wie er sich selbst bezeichnet. Den... more Pierre wurde 1953 geboren, als "Produkt eines Betriebsfestes", wie er sich selbst bezeichnet. Den Vater hatte er bis auf eine flüchtige Begegnung, viele Jahre später beim Jugendamt im Zusammenhang mit dessen nicht geleisteten Unterhaltszahlungen, nie gesehen. Der Vater war, so wurde ihm erzählt, ins Krankenhaus gekommen, hatte festgestellt, daß er kein Mädchen war und verschwand aus seinem Leben. Pierre wuchs bei der Mutter und den Großeltern auf, als kleiner Prinz der Familie. Die Mutter war Arbeiterin bei einer großen Elektrofirma. Die Betreuung des Jungen lag in den Händen der Großeltern. Als die Großmutter 1961 starb, übernahm der früh berentete Großvater die Versorgung des kleinen Jungen. Pierre fehlte es an nichts. Er bezeichnet sich selbst als "verhätschelt und vertätschelt". Die Mutter ging nie wieder eine Bindung zu einem Mann ein. Auch sie stand ihm mit ungeteilter Aufmerksamkeit zur Verfügung. Als Einzelkind wurden ihm, wie er sagt, alle Wünsche von den Augen abgelesen. Er hatte Schwierigkeiten nie selbst meistern müssen. Er lebte "wie in Watte gepackt". Im Kindergarten war es schwer für ihn. Er konnte mit den anderen Kindern nicht viel anfangen. Er absolvierte die Hauptschule bis zur zehnten Klasse mit durchschnittlichen Leistungen. "Stromlinienförmig" habe er sich durchlaviert. Im Anschluß an die Schule begann er eine Buchdruckerlehre. Seine Leistungen in der Zwischenprüfung waren nicht ausreichend. So trat er zur Abschlußprüfung gar nicht erst an und brach die Lehre ab. Die Verführung, als Hilfsarbeiter schneller viel Geld zu verdienen, auch um mit seinen Freunden finanziell mithalten zu können, war groß. Er arbeitete manchmal zwei oder sogar drei Schichten in der Woche. Am Wochenende fand dann "das Leben" statt, d. h. für Pierre zu diesem Zeitpunkt: Kneipen, Diskotheken, Geld ausgeben und viel Alkohol trinken. Mit 18 Jahren lernte er seine zukünftige Ehefrau am Arbeitsplatz kennen. Sie ging offensiv auf ihn zu, für Pierre eine neue Erfahrung, denn er beschreibt sich als schüchtern Mädchen gegenüber. Schnell war die Entscheidung getroffen zu heiraten. Sein Leben zu zweit ging so weiter wie bisher: viel arbeiten, um viel ausgeben zu können. Die Substanz dieser Beziehung -jenseits gemeinsamer Vergnügungstouren und massivem Konsum von Alkohol -ist Pierre weder damals noch heute klar. Das Leben stand zunehmend mehr unter dem Vorzeichen von Alkoholexzessen. Nach einer Bauchhöhlenschwangerschaft mußte sich Pierres Frau einer Totaloperation unterziehen. Ihr gemeinsamer Traum von einem Kind war damit hinfällig geworden. Die Trauer über den Verlust konnte nicht thematisiert oder ausgedrückt werden und wurdewie vieles mehr -im Alkohol ertränkt. Im Jahre 1988, einige Monate vor der Tat, kam es zu tätlichen Auseinandersetzungen in der Ehe. Pierres Frau wollte aussteigen, hatte vermutlich einen Liebhaber und ging in eine andere Stadt. Der Alkoholkonsum hatte sich inzwischen so gesteigert, daß Pierre ohne größere Mengen harter Alkoholika den Tag gar nicht beginnen konnte. Er gibt an, ständig einen Spiegel von ca. zwei Promille gehabt zu haben.
Ich werde mich in diesem Aufsatz weder mit der Genese gewalttätigen Verhaltens beschäftigen noch ... more Ich werde mich in diesem Aufsatz weder mit der Genese gewalttätigen Verhaltens beschäftigen noch das Störungsbild genauer kennzeichnen, sondern meinen Schwerpunkt auf einige Aspekte der Psychotherapie mit Dissozialen legen. Ich beziehe mich auf diejenigen Täter, deren Grundproblematik eine dissoziale Persönlichkeitsstruktur ist, nicht auf die kleine Gruppe von Tätern. bei denen eine eher neurotische Form der Delinquenz vorliegt. Diese sind in den Haftan•stalten der Bundesrepublik Deutschland so selten nur noch anzutreffen, so daß es mir sinnvoll erscheint, mich auf diejenigen zu beziehen; die die Masse der Inhaftierten darstellen. Es geht hier ausschließlich um Männer -weibliche Kriminalität ist unter anderen Vorzeichen zu sehen -, es geht um Männer, die Körperverletzungen, Raubdelikte, zum Teil auch Sexual-und Tötungsdelikte verübt haben. Psychotherapeuten arbeiten in der Regel nicht gern mit dieser Randgruppe. Lange Zeit galten Delinquente dieser Tätergruppe als unbehandelbar, und noch heute ist es nicht leicht, für sie Behandlungsmöglichkeiten außerhalb der Mauern zu finden. Insbesondere ihre mangelnde Frustrationstoleranz und ihre Kontaktstörung gelten und galten dabei als fI technisches" Hindernis. Dennoch scheint es immer wieder einmal zu gelingen, Symptomfreiheit oder sogar Heilung zu erreichen. Einige wichtig erscheinende Bedingungen dazu möchte ich im folgenden aufzeigen. 1) Dieser Beitrag erschien in verkürzter Form bereits in del-Zeitschrift für Strafvollzug und Straffä!ligenhilfe, Heft 5/94. Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis 4/94 481
Rat sind viele TV-Beiträge und fast alle Wochenmagazine, Frauen-oder Fernsehzeitschriften nicht m... more Rat sind viele TV-Beiträge und fast alle Wochenmagazine, Frauen-oder Fernsehzeitschriften nicht mehr denkbar. Wir werden in den Medien als besondere Instanz stilisiert. Der Psychologe soll als Gewährsmann gegen die Kränkungen der modernen Zeit wirken: Ungewissheiten oder Irritationen sind unerwünscht. Können wir diesem Anspruch aber gerecht werden? So sind mittlerweile auch Antworten aufberechtigt wirkende Fragen prekär geworden, da wir praktisch genötigt werden, die Botschaft zu verkünden: Das menschliche Erleben ist völlig erklärbar -es gibt keine offenen Fragen, alles ist prinzipiell lösbar, und zwar recht schnell. Psychologie via Television verkommt dabei aber zur Quacksalberei. Immer wieder wird gefragt: Was mache ich, wenn der Partner mich verlässt? Wie oft sollte ein Paar miteinander schlafen? Wie häufig soll man als verheiratete Frau die beste Freundin sehen? Wie erhält man eine Ehe sexuell interessant? Wie soll
Intuition, diese Art von «Einsicht», ist keine exakte Sache", sagte er. "Sie muß ... angepaßt wer... more Intuition, diese Art von «Einsicht», ist keine exakte Sache", sagte er. "Sie muß ... angepaßt werden. Sie ist die Vision einer anderen Psyche. Sie müssen die Kraft und den Glauben haben, sich von ihr zu Ideen führen zu lassen, die sie skh nie vorgestellt hätten. Deshalb wirkt sie amorph, unklar. Sie führen nicht, Sie folgen. Es erfordert ungewöhnlichen Mut, sich einer inneren Stimme zu überlassen." (Lindsey 1991, S. 386) Verfolgt man berufliche Sozialisationsprozesse von Psychologen, insbesondere derer, die psychotherapeutisch arbeiten, so lassen sich Entscheidungsprozesse aufzeigen, die entweder die Forschung oder die Praxis zum Zentrum beruflichen Tuns werden lassen. Diese Festlegung fällt oft schwer, ist oft weder der Sache angemessen noch der persönlichen Entwicklung förderlich. Der Verzicht fällt schwer, da die Alternative oft Überforderung oder aber Selbstausbeutung ist. Der vorliegende Artikel soll dem forschenden Praktiker (Jaeggi 1988) seine Ressourcen für wissenschaftliches Arbeit aufzuzeigen helfen. Sigmund Freud zitiert in seiner "Methode der Traumdeutung" einen Brief F. v. Schillers an seinen Freund Körner, der sich über seine mangelnde Produktivität beklagt: "Der Grund deiner Klage liegt, wie mir scheint, in dem Zwange, den dein Verstand deiner Imagination auferlegt. Ich muß hier einen Gedanken hineinwerfen und ihn durch ein Gleichnis versinnlichen. Es scheint nicht gut und dem Schöpfungswerke der Seele nachteilig zu sein, wenn der Verstand die zuströmenden Ideen, gleichsam an den Toren schon scharf mustert. Eine Idee kann, isoliert betrachtet, sehr unbeträchtlich, sehr abenteuerlich sein, aber vielleicht wird sie durch eine, die nach ihr kommt, wichtig, vielleicht kann sie in einer gewissen Verbindung mit anderen, die vielleicht ebenso abgeschmackt erscheinen, ein sehr zweckmäßiges Glied abgeben: -Alles das kann der Verstand nicht beurteilen, wenn er sie nicht so lange festhält, bis er sie in Verbindung mit diesen anderen angeschaut hat. Bei einem schöpferischen Kopfe hingegen, deucht mir, hat der Verstand seine Wachen von den Toren zurückgezogen, die Ideen stürzen pele-mele herein, und alsdann erst übersieht und mustert er den großen Haufen. Ihr Herren Kritiker, und wie Ihr Euch sonst nennt, schämt oder fürchtet Euch vor dem augenblicklichen, vorübergehenden Wahnwitze, der sich bei allen eigenen Schöpfern findet und dessen längere oder kürzere Dauer den denkenden Künstler von dem Träumer * Aus der "Europäischen Akademie für psychosoziale Gesundheit", "Fritz Perls Institut", Düsseldorf, und der Abt. für Klinische Psychologie der T.V. Berlin.
D as Lieblingskind der modemen Literatur, des klassischen Dramas, der Presse, aber auch der krimi... more D as Lieblingskind der modemen Literatur, des klassischen Dramas, der Presse, aber auch der kriminologischen Forschung ist zweifelsohne die Trennungstat, die häufig als Affekttat diagnostiziert wird. Rasch beschäftigt sich in seinem legendären Werk 1964 mit der Tötung des Intimpartners. Er grenzt sich von der Klassifikation der Tötungsdelikte nach der Motivation der Täter ab und streicht die Fragwürdigkeit der motivationalen Verortung heraus. Rasch schlägt die Unterscheidung nach Tötungssituationen vor. Die Tötungsdelikte, die an Intimpartnern, an Geliebten, Ehegatten oder flüchtig gefundenen Partnern begangen werden, lassen sich differenzieren: Es gibt die Geliebtentötung durch den verlassenen Partner, die Gattentötung durch den verlassenen Partner, die Elimination des ehestörenden Partners und Tötungen aus der Dynamik flüchtiger Partnerschaft. Vor der Tötung des/der Geliebten oder des Gatten/der Gattin durch den verlassenen Partner stellen sich fast immer dann Konflikte ein, "wenn die eine Seite die mit der Partnerschaft stillschweigend oder ausdrücklich übernommenen Verpflichtungen nicht honoriert oder wenn von der anderen Seite die Forderungen zu hoch geschraubt werden" (Rasch 1964, S. 94). In Partnerschaften, die durch eine gewaltsame Trennungstat einer der beiden Partner enden, läßt sich immer ein Gefalle feststellen. Der spätere Täter findet sich in der Position des Unterlegenen und Abhängigen. Zwei Lebenswelten treffen aufeinander: Eine primär kontaktenge, eher gehemmte und vitalgeschwächte Person trifft auf einen vitaleren, durchsetzungsfahigeren und souveräneren Partner. Die abhängigere Person verleiht der Partnerschaft sehr viel mehr emotionalen Gehalt, während der andere "Unabhängigkeit und Distanz bewahrt, kühl bleibt, mitunter bis zum Ausmaß höhnischer Ablehnung oder bewußter Ausnutzung der Abhängigkeit des anderen" (ebd., S. 95). Sehr bald nach dem Kennenlernen treten Spannungen und Auseinandersetzungen auf. Das sich wiederholende "Wechselspiel von Zerwürfnis und Versöhnung bereitet die Tat vor" (ebd.
Nahezu 80% aller in der Bundesr~publik begangenen Straftaten werden unter Einwirkung von Alkohol ... more Nahezu 80% aller in der Bundesr~publik begangenen Straftaten werden unter Einwirkung von Alkohol verübt. Dabei sind nicht nur die Delikte zu sehen, in denen die Schuldfähigkeit vom Gericht als gemindert ( § 21 StGB) oder gar als ausgeschlossen ( § 20 StGB) angesehen wird. In vielen anderen Fällen, wie auch in der hier vorliegenden Einzelfalldarstellung, spielt der Alkoholabusus eine wichtige Rolle, ohne daß er sich in der Urteilsfindung niederschlägt. Als ein besonders tragisches Beispiel einer Mesalliance aus Alkoholabusus und sexueller Verstrickung in ein sadomasochistisches Beziehungsmuster sei die Lebensgeschichte von Gertrud erzählt. Sie stammt aus den neuen Bundesländern, aus denen uns wenig kriminologisches Material mit authentischem Wert zur Verfügung steht, so daß auf westdeutsche kriminologische Daten zurückgegriffen wurde (vgl. Trube-Becker 1974). Sie ist sehr viel älter als die durchschnittliche, "typische Mörderin". Ihre Lebens-und Leidensgeschichte ist durchtränkt von Leidenschaften, Alkoholexzessen und Prügeln.
Ausgehend von der Darstellung der Lebensgeschichte MonaHsas son an dieser SteHe die frage beantwo... more Ausgehend von der Darstellung der Lebensgeschichte MonaHsas son an dieser SteHe die frage beantwortet werden, hli welcher VIeise die Vi totale fustitutiOfR Gefchignis" die jevvei--ligen Sch\vächen der Rch-Stf(t~ktlrr deR' Gefauage](1ielfl konhpensieft lrr!d tve!che hJ!ttZiPSyc.hlschen, mterpersonaJien undl mstiwtüoneHen .AlbwehJrarraurngeme1l1lts vodnegeJrn. Die dlissozialle IPersönJl.ic1hkefttssttulkmrr ist -Rauchfleisch (1981) folgend -eme Variation der BorderHne-Problemaillc. "Es handelt sich um emelDl depressüv-narzilltischen H(emkonflikt auf der Grundlage einer Borderline-Organisation (mit Strukturpathologie in Ich und Über-Ich), verbunden mit starken Extemalisienmgstendenzen" (Rauchfleisch, 1981, S. 19). Die Hauptabwehrmechanismen dieser Klientel sind Spalnmgsprozesse, Verieugnung oder Verzerrung der Realität, Projektion und projektive Identifikation, Idealisierung, Externalisierung und Agieren. Aufgrund defIZitärer Entwic!dungsprozesse (u.a. vorzeitiger Ödipalisierung und/oder mißlungener Triangulierung) hat sich nur ein schwaches ich und kein hoch organisiertes Über-Ich ausgebildet. Mahler (1989) spricht in diesem Zusammenhang von Erhaltungsmechanismen; Mentzos (1991) nennt die Abwehrfonnationen Überlebensmodi, die die Persönlichkeit vor der Dekompensation schützen.
The present paper takes a look at the events following the death of the boy Joseph in the summer ... more The present paper takes a look at the events following the death of the boy Joseph in the summer 2000 in the town of Sehnitz. Many collective perceptual biases could be observed at the time which offer an opportunity to demonstrate the pOtential of a critical psychologicaI perspective. . Psychological analyses are useful to beuer understand the events and their interrelations. .
Menschen lernen auf unterschiedliche Weise. Manche erschließen sich die Welt primär durch abstrak... more Menschen lernen auf unterschiedliche Weise. Manche erschließen sich die Welt primär durch abstrakte Konzeptuatisierung, andere durch Beobachtung, konkrete Erfahrung, Reflexion oder durch aktives Experimentieren. Solche individuelle Präferenzen und Persönlichkeitsmerkmale werden häufig unter dem Begriff der "Lernstile" zusammengefasst. Unterschiedliche Lernstile haben Auswirkungen auch auf das Organisationslernen, das Lernen zweiter Ordnung, das in Zeiten von Organisationsreformen notwendig geworden ist wie nie zuvor. Die Art und Weise, wie Organisationsmitgtieder lernen ist ein wichtiges, weil bestimmendes Merkmal der Kultur von Systemen. In einem ersten Schritt haben die Teilnehmerinnen des Workshops "ihren" Zugang zum Lernen anhand des Lernstiltests (Kolb) kennen gelernt und reflektiert. In einem weiteren Schritt haben wir uns den Konsequenzen unterschiedlicher Lernstile ftir die Hochschul-und Schuldidaktik und die berufliche Aus-und Weiterbildung zugewendet.
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