
Drehli Robnik
'Independent' theorist, part-time philosopher, essayist and critic in matters of film, pop and politics, based in Vienna, writing/lecturing in German and English. Author/co-editor of volumes on (theories of) Fascism and new right-wing mobilization, film and politics, pandemic cinema, Siegfried Kracauer, Jacques Rancière, domestic thrillers and violent masculinity, control-societal horror, X-Men politics, war movies, Stauffenberg, Cronenberg and the politics of nonsolution. Also edutainer, singalong disk-jockey and organizer of Vienna´s (so far) only Sonntag´sdisco.
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Theory by Drehli Robnik
people is made to appear. At the same time, this making-appear as well as an emphasis on popular conflict orientation is not abandoned; this is in accordance with the criticism of reductions of democracy in its current institutional forms – a criticism that populism, also in its exuberance of can-do-pathos and "things" elevated to "causes", can achieve.This is illustrated here using, among other things, references
from populism theories to film theories as well as the socialt hriller "Us" (USA2019). – – – Der Beitrag stellt einen Versuch in Sachen Populismuskritik in dreierlei Sinn dar: erstens im Sinn einer Analyse der populist reason (nach Laclau); zweitens im Sinn einer Rückbindung populistischer Mobilisierung an ein egalitär-demokratisches Projekt (Linkspopulismus nach Mouffe); drittens im Sinn radikaldemokratischer Kritik an den identifizierenden, totalisierenden Formen, in denen ein Volk zur Erscheinung gebracht wird. Zugleich wird von diesem Zur-Erscheinung-Bringen, wie auch von einer Emphase popularer Konfliktorientierung nicht abgelassen; dies in Übereinstimmung mit der Kritik an Verkürzungen von Demokratie in ihren aktuellen institutionellen Formen – einer Kritik, die Populismus, auch in seinem Überschwang von Zuspitzung und 'Ding-Festmachung', leistet. Dies wird hier u.a. anhand von Bezügen der Populismustheorie zu Filmtheorien, sowie anhand des Social Thriller "Us – Wir" (USA 2019) dargelegt.
bei der internationalen Tagung Wir:Flüchtlinge – Konstellationen 1933–2022 (oganisiert von Ulrich Meurer, Maria Oikonomou, Ilias Papagiannopoulos) * * * ABSTRACT: Bei Siegfried Kracauer (1889-1966) häufen sich – in Zerstreuung – Konzepte für Exil und Obdachlosigkeit. Und zwar in sozial- und politikdiagnostischer Ausrichtung. Darunter die (kategorische) Zerstreuung selbst und die Flucht in seinen Frankfurter und Berliner Schriften, Outsidertum in seiner Pariser Exil-Zeit, sowie, nach Weiterflucht vor den Nazis, "the exile" und non-belonging in Arbeiten während seines Dauer-Exils in New York.
Da fällt auf: Viel von dieser Beinah-Begrifflichkeit ist bei ihm im Einsatz ehe noch die Erfahrung seiner (und vieler anderer) Flucht vor den Faschismen beginnt. Ein Überschuss des Vokabulars? Wenn, dann auch so, dass Teile davon nicht (nur) jene bezeichnen, die fliehen müssen, sondern (auch) die Machtformation, vor der sie fliehen. Outsidertum der Mittelschichten ist Teil (s)einer Analyse des historischen Faschismus. Und bietet sich an für Überlegungen zum heutigen.
Edited by Ekaterina Degot and David Riff with Katalin Erdődi and Dominik Müller *** This is an essay about how we approach fascism through popular film, in the full sense of both words. If something like fascism is approaching, popular film offers us opportunities to sense and grasp moments of uncertainty and non-inevitability in this approach. It gives us the contingency of social order and historical process in glimpses of truth to be taken literally: a 'Wahr-Nehmung' in which sensibility/perception carries over into grasping something true.
ABSTRACT DEUTSCH Dieser Essay im Schnittbereich von Film-/Kinotheorie und Politiktheorie verbindet unter dem Namen Wartung/Maintenance die Herstellung von Reinheit als Tätigkeit der Instandhaltung und das Warten, Verbleiben. Ort beider Arten von Wartung/Maintenance ist das Kino. Es wird auf seine "Reinheit" hin gedeutet, in Verdrehung eines ästhetischen Purismus mit politischer Aufladung und entgegen dem gängigen (Kunstfeld-)Diskurs, der Kino als nicht mehr existente Form/Praxis verabschiedet. Das gereinigte Kino hingegen, d.h.: ein Multiplex-Saal, in dem während der Abspänne u.a. von Superheld_innenfilmen (noch nicht) geputzt wird, versammelt Wartungspersonal und Leute, die im Kino bleiben, um auf Credit Cookies zu warten. Diese geteilte Zeit wird gelesen als Maintenance/Aufrechterhaltung verlorener, aber nicht bereinigter Momente protodemokratischer Erfahrung.
http://www.nachdemfilm.de/issues/text/ganz-tanz
ABSTRACT
Ich gehe von drei Spielfilmszenen aus, in denen getanzt wird. In Der letzte Akt (G. W. Pabst, A 1955), Playtime (J. Tati, F/I 1967) und Ex Machina (A. Garland, GB 2015) taucht jeweils Partner- bzw. Kleingruppentanz kurz im Arbeitstalltag auf: Tanz wird zum Bild, das diesen Alltag noch einmal zeigt. Mich reizt am Tanz, zumal in Gesellschaft, wie er Fragen der Führung vorführt. Führen zunächst als Regieren. Mit Blick auf die Filmszenen: Ein Alltagsverhalten, Freizeitverhalten spielerisch-erotisierter Bewegung zu Musik bleibt als Ebenbild, Nachbild, Dekor Teil der (heute flexibilisierten) Normal-Ordnung profitabler Abläufe. Schöne Arbeit im Rhythmus der Nacht. So weit, so normal.
Tanz zeigt es ganz: zum einen Alldurchdringung, marxistisch: "reelle Subsumtion" von Leben unters Kapital, die mit Nancy angepeilte Ununterscheidbarkeit von Geführtem und Abweichung, ein Aufgehen der "Tanzheit" in der "Mechanei" (lustige Neologismen von Ernst Bloch). Jedoch (das ist im Blick auf die drei Tanzszenen auszuführen): Wenn Film (mit Deleuze) uns das Ganze als Außen zeigt, mithin als Formbildung, die immer von dem, was sie ausschließt, heimgesucht wird, dann ist Prägnanz beim Tanz ein filmischer Moment, in dem etwas Bild und wahrnehmbar wird: die Insistenz eines Außen (kein "ganz Anderes") als Affekt, als Selbstbezug der Spaltung und Trennung der Körper/Völker von sich (mithin potenziell politisch). Sprich: Ununterscheidbarkeit, einsichtig gemacht, etwa mit Film, heißt, dass Unterscheidungen als ungegründete strittig auszuführen sind.
Vom hegemonietheoretisch verbogenen Deleuze her setze ich mit Kracauers "Die Reise und der Tanz" (1925) nach: Das "Nacheinander von Aufsichtsratssitzung und tänzerischer Entfaltung" ist, einmal mehr, Frage von Bild als Führung: als Ersatzbild (Zersetzbild) der "Führung einer richtigen Doppelexistenz". Kracauers Tanzfrage weist von der Theologie in Richtung filmischer Realismus, von idealistischer Kritik im Ressentimentmodus (den Pabsts Szene mit Bloch teilt) zu Kritik als Investment, Wendung, in Chancen von Verschiebungen in Machtverhältnissen. Vor der damit – wie zum Tanz – im Raum stehenden Frage, wie sich Dinge als Subjekte aufführen (was "meine" Szenen ins Zeichen von Deleuzes "Gegen-Verwirklichung" im Tanz stellen würde), werde ich wohl in Tom Cruises Arsch flüchten und Wendungen (Tropen) zum Prothesen-Shimmy vollführen.
Fordist, forcibly flexible "society of precarity" is here placed in connection with the precarious qualities of poison. Among these qualities, we find the way in which terms and metaphors of poison, and of the homoeopathology of immunization, come to haunt politicized social theory as well as Hitchcock films and notions of film´s archival historicity.
Siegfried Mattl: Die Strahlkraft der Stadt. Schriften zu Film und Geschichte,
hrsg. von Drehli Robnik.
Synema Filmmuseum, Wien 2016
ISBN 9783901644665 – 272 Seiten